So entsteht Geschirr aus Ton
Töpfern ist ein uraltes Handwerk mit grosser Tradition. Dabei entstehen mit viel Geschick und Geduld Teller, Töpfe und weitere Kunstkreationen. Ein Selbstversuch bei Astrid Graf von Rundum-Keramik in Uster.
Autorin: Laura Knecht
Beim Verarbeiten des Tons ist handwerkliches Geschick gefragt. (Foto: Astrid Graf)

Astrid Graf in ihrem Atelier in Uster. (Foto: Astrid Graf)
An einem spätsommerlichen Montagabend um 18.30 Uhr steht Astrid Graf von Rundum-Keramik in ihrem Atelier an der Florastrasse 35 in Uster und bereitet den Ton, den sie später für die Kursteilnehmenden brauchen wird, vor.
«Töpfern ist für jede Altersklasse geeignet und bietet die Möglichkeit, eigene Kunstwerke zu kreieren», erklärt Astrid Graf, während sie Ton aus abgepackten Säcken, durch eine Maschine gibt, die dafür sorgt, dass dieser, ohne Luftblasen in seiner Masse, bereit zur Weiterverarbeitung beim späteren Töpfern sein wird.
«Für viele ist das Töpfern auch eine Art Erholung vom stressigen Alltag», erzählt sie. Und eine grosse Freude, wenn man am Ende des Kursabends, ein selbst gemachtes Keramikstück in den Händen halten kann.
Meditation, Mensch und Maschine
Astrid Graf ist schon seit ihrer Jugend fasziniert von der Drehscheibe. Im Jahr 2012 hat sie ihre Ausbildung zur Keramikerin erfolgreich abgeschlossen, und seit 2019 besitzt sie ein eigenes Atelier. Mit diesem ist sie im vergangenen Jahr umgezogen und erweiterte es zusätzlich.
In ihrem Atelier bietet sie dreimal pro Woche Drehkurse an, in welchen sich alles um Zentrieren, Boden-Setzen, Formen und Gestalten mit verschieden grossen Tonmengen, Henkeln und Abdrehen dreht.
Der Prozess des Töpferns beginnt mit einem einfach wirkenden Material: dem Ton. Doch hinter dieser rohen, bräunlichen Masse verbirgt sich ein Potenzial, das nur durch das Zusammenspiel von Technik und Intuition zum Leben erweckt werden kann. Die Töpferscheibe, ein altbewährtes Werkzeug, nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.
Diese dreht sich nämlich stetig, währenddessen die Hände den Ton formen. Und durch diese meditativ wirkenden Drehungen sowie mithilfe der Menschenhand, entstehen Gefässe, Skulpturen oder gar Geschirr wie Teller oder Tassen.
Klopfen und schneiden
Das Ziel unseres Selbstversuchs ist es, kleine Gefässe zur Aufbewahrung von Teebeuteln sowie eine Schale für das morgendliche Porridge herzustellen. Gemeinsam mit drei weiteren Teilnehmenden, die alle bereits über Vorkenntnisse verfügen, wagt sich unsere Redaktorin, trotz fehlenden Töpferkenntnissen, an die ersten Schritte des Töpferns heran.
Wie bei unserer Ankunft bereits zu sehen war, muss der Ton, bevor es an das eigentliche Töpfern geht, vorbereitet werden indem er in diesem Prozess maschinell von etlichen Luftblasen befreit wird. Denn Luft und Ton sind, gemäss Astrid Graf, keine gute Kombination. Nachdem dann auch das letzte Luftbläschen aus dem Ton verschwunden ist, werden die Tonstücke in kleine Teile geschnitten und an die Teilnehmenden verteilt.
Jeder erhält dabei so viele Stücke, wie er für seine Wunschkreationen benötigt. «Jetzt klopfen wir die Tonstücke rund, um sie beim Drehen besser verarbeiten zu können», fährt Keramikerin Graf mit ihren Kursanweisungen fort. Geklopft wird der Ton auch, damit er später problemlos gebrannt werden kann.
Vom «Kegel» zum Schwimmring
Nach dem Klopfen kommt die Drehscheibe zum Einsatz. Hier sei es entscheidend, den Ton gut an der Scheibe zu befestigen, damit neben Luft auch kein Wasser von unten durchdringen kann und das Material nicht wegrutscht, so Graf.
«Wichtig für die Formung des Tons mit der Hand sind zwei Dinge», erklärt Astrid Graf weiter. «Einerseits brauchen wir zwischen den Händen und dem zu bearbeitenden Ton immer ein wenig Wasser, damit der Ton nicht austrocknet. Andererseits muss die Drehscheibe stets in Bewegung bleiben.»

Selbst gemachtes Geschirr aus Ton hat einen ganz besonderen Charme. (Foto: Laura Knecht)
So wird der Ton auf der Drehscheibe zunächst «zu einer Art Kegel» geformt, um ihn dann sofort wieder flach zu drücken. Danach sieht das Tonstück aus wie ein Schwimmring, und die kreative Arbeit, also die Formung des Tonstücks, kann beginnen. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Beliebte Formen, die immer wieder hergestellt und im Alltag genutzt werden, sind Teile von Geschirr, wie zum Beispiel Schüsseln, Teller oder auch Töpfe. «Vor wenigen Jahren ist das Töpfern wieder populärer geworden», freut sich Graf. Viele Personen suchten als Ausgleich zu ihrem beruflichen Alltag ein handwerkliches Hobby. «Sie wollen den Kopf abschalten und mal wieder ihre Hände richtig brauchen.»
Persönliche Küchenutensilien
Und als sich die Hände am Ende des Abends so richtig dreckig und rau anfühlen, erinnern wir uns an die folgenden Worte von Astrid Graf: «Töpfern ist die Ruhe selbst, und man hat auf eine besondere Art und Weise Zeit für sich selber.»
Rückblickend muss unsere Autorin zugeben, dass sie das Handwerk des Töpferns etwas unterschätzt hat. Ein gutes Beispiel dafür war ihr erster Versuch, eine Müesli-Schale herzustellen. Beim Formen der Schale wurde der obere Rand dicker als der untere, was zur Folge hatte, dass sie wegen ihrer Instabilität zerbrach.
So traurig dieser Moment für unsere Autorin auch war, ist ein solcher Zwischenfall ein gutes Beispiel für die Nachhaltigkeit des Töpferns: Der «kaputte» Ton kann nämlich ganz einfach wiederaufbereitet und wiederverwendet werden.
Der Kurs war zwar herausfordernd, doch der Anblick der dabei entstandenen, ganz persönlichen Küchenutensilien bereiten eine grosse Freude: Die Porridge-Schüssel und die zwei kleinen Teebeutelteller werden ihren ganz besonderen Platz im Geschirrschrank erhalten.